Immer diese Welle um die Welle

von Sibel Sendil

 

Zunächst einmal

Um eine Sendung durch die Post zustellen zu lassen, muss diese freigemacht bzw. der Beförderungsauftrag erstmal im Voraus bezahlt werden. Anders ausgedrückt, jede Sendung muss in gewisser Hinsicht einen „Prepaid“-Nachweis aufzeigen.  (Ausnahmen bestätigen die Regel, wie etwa bei der „Porto zahlt Empfänger“-Aufschrift.) Die wohl gängigste Art, die Zustellung einer Sendung vorab zu zahlen, ist die gute alte Briefmarke. Früher bezeichnete man diese amtlich auch als Postwertzeichen, denn auf ihr ist gleich auch der Wert zu lesen, welcher für die Zustellung gezahlt wurde.

Das Bundesministerium für Finanzen, welches heute für die Herausgabe von Marken zuständig ist, schreibt, dass „(…) die Marke als Urkunde einen Anspruch auf Beförderung einer Postsendung in dem Umfang verkörpert, der dem aufgedruckten Wert entspricht.“ *

Es gibt sie in Hülle und Fülle, klein, groß, bunt und mit den unterschiedlichsten Werten, aber auch Motiven. Jährlich werden etwa 50 neue Motive auf den Markt gebracht. Kein Wunder also, dass die Briefmarke sich als Sammelobjekt bestens eignet. Doch nicht jede Form findet immer auch Anhänger, da sind die Markennutzer eigen: Die typische Marke ist zumeist rechteckig, so lässt sie sich besser im Bogen produzieren und für das spätere Abtrennen mit einer Perforation versehen. Daher auch die typische Zähnung an den Randseiten einer Marke. Versuche, selbstklebende Briefmarken mit geraden Kanten auf den Markt zu bringen, scheiterten, so dass selbst die selbstklebenden Marken heute einen gezähnten Rand haben. Das war nicht immer so. Die erste in Deutschland auf den Markt gebrachte Briefmarke – übrigens aus Bayern – musste noch mit der Schere geschnitten werden. Die Rede ist von der Schwarzen Einser, eingeführt am 1. November 1849.

Um das Abtrennen zu erleichtern, wurde 1850 in England der Briefmarkenbogen versuchsweise perforiert, was sich nach 1854 gänzlich durchsetzte.

Eine kleine Historie

Das Versenden von Nachrichten und Mitteilungen ist eine recht – nein, eine wirklich alte Tradition. Die Übermittlung von Botschaften auch über weite Entfernungen war und ist ein Bedürfnis der Menschen.

Zwar noch ausschließlich für den amtlichen oder militärischen Austausch, begründete Kaiser Augustus – um ein Beispiel zu nennen – ca. um Christi Geburt die sogenannten Mansio Posita. Diese Verweilstellen waren in Abständen von rund 15 Kilometern über das gesamte Straßennetz des Römischen Reiches (immerhin 80.000 km) verteilt  und bezeichneten festgelegte Aufenthaltsund Rastorte, an denen Kuriere übernachten oder Pferde wechseln konnten.

Von dem lateinischen Wort „posita“ (Verweilort) leitet sich schließlich der italienische Begriff posta und unser heutiges Wort Post ab.***

Wie kam es nun aber zum Postwertzeichen?

Im Grunde wird hierfür der Engländer Sir Rowland Hill als Verantwortlicher genannt. Zwar hatte er die Briefmarke nicht erfunden, jedoch war er es, der eine Regelung für die Zustellung von Briefen forderte und der Briefmarke so zu ihrer heutigen Bedeutung verhalf.

Vor 1840 war noch der Empfänger eines Briefes dafür zuständig, die Gebühr für die Zustellung zu entrichten. Wollte dieser das fällige Entgelt nicht zahlen, so stand es ihm natürlich frei, den Brief zurückzuweisen. Blieb der Brief ohne Zustellung, entfiel auch gänzlich die Zahlung an den Überbringer.

Frei nach dem Motto: “no Brief, no Porto“. So ließ sich wohl kaum vermeiden, dass sich im Laufe der Zeit ausgetüftelte Geheimcodes auf dem Äußeren einer Sendung befanden, welche selbst bereits die Botschaft waren und es dem Empfänger so erlaubten, eine Sendung ruhigen Gewissens nicht anzunehmen. Die Nachricht hingegen war übermittelt. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, forderte Sir Rowland Hill, dass ab sofort der Absender der Nachricht das Entgelt vor dem Versand zu entrichten habe. Mehr noch.

In einer Zeit, in der das Schreiben von Briefen vornehmlich den Wohlhabenderen möglich war, forderte er ein einheitliches, von der Entfernung unabhängiges Porto für alle Sendungen mit den Worten: „Lieber viele Briefe mit geringer Gebühr, als wenig Briefe mit hoher Gebühr“.** Der Grundstein für die Freimachung von Postsendungen vor ihrer Beförderung war gelegt.

Heute gibt es neben der Briefmarke noch weitere Möglichkeiten, eine Briefsendung freizumachen.

Welche das sind, zeigen wir Ihnen hier.

 

* Quelle: www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Monatsberichte/2016/10/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-4-Briefmarken-Zeitenspiegel-Wohltaeter-Kunstwerke.html

**Quelle: www.briefmarken-bilder.de/erfindung-der-briefmarke.php

***Quelle: www.philapedia.de